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Beitrag der Linken PoC zum Bündnis 8MRZUNITE zur Geschichte des queeren Widerstands in Zürich.

Auch darum:
Alle an die Demo am 5.3. pünktlich um 13:30 Uhr an der Ecke Bahnhofstrasse/Oetenbachgasse.

Anfänge

Als erste Organisation für Schwule und Lesben beeinflusste und inspirierte „Der Kreis“ mit Standard am heutigen « Theater am Neumarkt » zwischen 1943 und 1967 die gesamte westliche Welt. Nach der Auflösung der Organisation gründeten einige Mitglieder den Club 68, der sich später zur eher konservativen Schweizerische Organisation der Homophilen (SOH) entwickelte, welche glaubten, dass Integration und Anpassung, sogar das Verstecken und nicht Auffallen, der Schlüssel zum Überleben queerer Menschen seien.

68er und 80er: Widerstand & Repression

Im Juli 1970 berichtete Club 68 mit seiner gleichnamigen Zeitung, was 1969 in den USA geschah, über die Stonewall-Krawalle und die vielen Demonstrationen, Kundgebungen und anderen Aktionen, die damals stattfanden. Das Schweizer Publikum erfuhr zum ersten Mal, was passiert war. Dies war sehr wichtig, da die Schweizer LGBTQ-Community damals ihre Stärke noch nicht kannte. Obwohl Homosexualität technisch entkriminalisiert wurde, gab es immer wieder unverhältnismäßige Repressionen gegen die queere Community durch die Polizei. Bars wurden geplündert, Menschen zusammengeschlagen und eingesperrt. Ab 1977 existierte ein sogenanntes « Homo-Register », das eine Liste homosexueller Paare in den Händen der Polizei war, welches illegal geschrieben wurde. In den Städten Zürich und Bern wurde sie 1980 endgültig abgeschafft, nachdem eine Volksabstimmung dagegen Erfolg hatte. Obwohl es nicht lange dauerte, war es dennoch ein Zeichen der Verzweiflung der reaktionären Kräfte. Gruppen wie Club 68 oder die Homosexuellen-Arbeitsgruppen (HAZ, ursprünglich viel radikaler als SOH, da HAZ ihren Ursprung in der neuen kommunistischen Bewegung hatte), die nach 1968 entweder gestärkt oder aufgebaut wurden, spielten eine wichtige Rolle. Auch die Gegenkultur hatte zu dieser Zeit die Schweiz erreicht: Kernfamilie, Unterwürfigkeit, Rassismus, Sexismus, Kapitalismus, Imperialismus, Abstinenz usw. wurden an allen Fronten in Frage gestellt und schwächten die alte bürgerliche Dominanz über Kultur und Ideologie.

Christopher Street Day

In der Zwischenzeit erinnerten Gruppen wie Club 68 weiterhin mit jährlichen Demonstrationen an den Christopher Street Day. 1978 organisierte die SOH zusammen mit zwei weiteren Interessengruppen den ersten Christopher Street Day der Schweiz auf dem Zürcher Platzspitz. Jedes Jahr waren diese Demonstrationen und Reden jedoch von einer grossen Präsenz von Polizeikräften geprägt. Die erste landesweite Demonstration fand 1979 statt. Seit 1994 wird dieser jedes Jahr gefeiert.

Anpassung oder Widerstand?

SOH und HAZ kämpften weiterhin für Präsenz in den Medien, um die Queer-Community zu normalisieren und über sie aufzuklären. Viele Aufklärungsveranstaltungen, Zeitungen und TV-Auftritte wurden abgehalten, um queere Menschen und ihre Verbündeten zu vereinen. Begleitet wurden diese medialen Aktionen stets von einer zunehmenden Militanz der queeren Bewegung. Der Konservatismus aus den SOH-Tagen schwand und wurde von zunehmendem Selbstbewusstsein abgelöst. Queere Menschen sollten sich nicht mehr anpassen und verstecken, sondern stolz auf sich sein, stark sein und in Freiheit leben.

Arbeit gegen AIDS

In den 1980er Jahren hatte die AIDS-Krise viele Menschen heimgesucht, die queere Community hatte überproportional gelitten. AIDS wurde oft in sehr diskriminierender Sprache bezeichnet, wie zum Beispiel „Schwulenkrebs“. Gruppen wie HAZ und SOH arbeiteten mit der Universität Zürich zusammen, um diese Krise zu bekämpfen, indem sie Informationen und Ressourcen austauschten, aber auch Menschen zu diesem Thema aufklärten. Dies hat die diskriminierende Sprache gegenüber der queeren Community während der AIDS-Krise reduziert und viele Leben gerettet.

Entstehung von Pink Cross

1995 schloss sich SOH mit anderen Gruppen zum « Pink Cross » zusammen. Gemeinsam mit LOS (Lesbenorganisation Schweiz) konnten sie seitdem für Verbesserungen kämpfen.

Liberalisierung

Der Christopher Street Day wurde 2009 in Zurich Pride Festival umbenannt.
In den 2000er Jahren wurde der Pride immer liberaler, weg vom Radikalismus der 1980er Jahre, und stattdessen zunehmend korporatisiert. Mainstream zu werden, half dabei, 2002 zivile Gewerkschaften zuzulassen, was ein wichtiger Sieg war. Aber die zeitgenössische queere Bewegung ähnelt in gewisser Weise der zahmen queeren Bewegung, die von SOH in den 1960er Jahren gestartet wurde, indem sie versucht, sich anzupassen, anstatt zu versuchen, tiefere Veränderungen zu provozieren. Politische Gruppierungen, die zu den radikalen Wurzeln zurückkehren wollten, stossen auf harte Repression, die in den letzten Jahren für viele Kontroversen gesorgt hat.

Trans Liberation

Transgender-Menschen wurden in diesen Zeiten oft mit Schwulen und Lesben in einen Topf geworfen. Auch die Terminologie war anders: Statt Transgender wurde der Begriff Transsexuell verwendet. Oft wurden trans Frauen stattdessen wie schwule Männer behandelt. Aber in den 1980er Jahren begannen trans Menschen, sich zu organisieren, nicht nur als Teil der von Schwulen und Lesben dominierten queeren Community. Anfänglich organisierten sich Transfrauen, um für ihre eigenen spezifischen Rechte zu kämpfen, wobei sie sich zunächst darauf konzentrierten, ihre eigenen Räume zu organisieren; aber viele andere Teile der Trans-Community haben sich ihnen angeschlossen. 2010 schlossen sich die vielen Gruppen zum TGNS (Transgender Network Switzerland) zusammen.

Fortschritte und Lücken

In den letzten Jahren gab es auf gesetzlicher Ebene viele Fortschritte: die Ehe für alle, der Schutz vor Hate Speech, die Anpassung des Geschlechtseintrags. Aber es gibt auch noch viele gesetzliche Lücken.
Um einige Beispiele zu nehmen: Nicht-binäre Menschen können sich nicht als solche registrieren (X), es gibt kein zivilrechtlicher Diskriminierungsschutz und für trans Menschen nicht einmal ein strafrechtlicher. Es gibt nur ein schwacher Schutz vor Koversationstherapien und Pathologisierung. Deshalb ist es sehr wichtig, den Kampf fortzusetzen. Die Gesetzesebene ist aber nur eine Ebene, auf welcher sich gesellschaftliche Prozesse widerspiegeln, welche auf jeder Ebene der Gesellschaft, auf der Strasse, im Alltag und in der Bildung zu führen ist. Es gibt ein Hin und Her zwischen einer zahmen, liberalen Queer-Bewegung, die von der weissen akademischen Mittelschicht dominiert wird, und einer radikaleren Queer-Bewegung, die eher Arbeiter:innenklasse und Poc ist, aber es gibt auch Überschneidungen.

Radikale Perspektive

Viele Widersprüche innerhalb der queeren Bewegung spiegeln sich stark in diesen zwei unterschiedlichen Strömungen wider, wobei die Radikalen aufholen und die Gemässigten sie festigen.
Die Perspektive ist intersektional!

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